Schlösser in Sachsen-Anhalt: Auf den Spuren der Renaissance

Schlösser in Sachsen-Anhalt: Auf den Spuren der Renaissance

Sachsen-Anhalt ist vor allem bekannt für imposante historische Bauten aus der Zeit der Romanik. Doch auch die Epoche der Renaissance prägt bis heute einige Stadtbilder. Die malerischen Schlösser und Herrenhäuser locken zu einer Reise auf den Spuren der Renaissance in Sachsen-Anhalt.

Renaissance in Salzwedel

Foto: Johann-Friedrich-Danneil-Museum Salzwedel

In der altmärkischen Baumkuchenstadt zieht vor allem der Neustädter Rathausturm die Blicke auf sich. Der mehr als 25 Meter hohe Turm wurde 1585 erbaut. Mit seiner kupfernen Renaissancehaube, dem achteckigen Aufbau und den als Drachenköpfe gefertigten Wasserspeiern ist er eines der Wahrzeichen der Stadt. Zu den Öffnungszeiten der Tourist-Information kann der Turm kostenlos bestiegen werden.

Beeindruckend ist das Renaissance-Gebäude in der ehemaligen Propstei, das heute das Danneil-Museum beherbergt. Der dreistöckige Fachwerkbau mit seinem vorgelagerten, markanten Treppenturm wurde 1578 erbaut. Es diente als Stadtsitz der Adelsfamilie von der Schulenburg. Im Regionalmuseum werden Exponate rund um die Geschichte der westlichen Altmark gezeigt.

Schloss Leitzkau im Jerichower Land

Foto: Schloss Leitzkau

Das aus mehreren Gebäuden bestehende Schlossensemble in Leitzkau wurde 1564 im Stil der Weserrenaissance von Hilmar von Münchhausen umgebaut. Durch seinen Sohn Statius entstanden viele Kostbarkeiten der Renaissance, wie z.B. die viergeschossige Loggia, die Treppentürme, die Auslucht sowie Stuckdecken und Kamine. Im Gebiet der mittleren Elbe gilt es als bedeutendster Schlossbau dieser Epoche. Das Schloss Leitzkau ist heute Sitz der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt. Weite Teile des Schlosses werden von der Verwaltung genutzt und sind daher nicht öffentlich zugänglich. Führungen werden jedoch bei Bedarf vom Förderkreis Kultur und Denkmalpflege Leitzkau e.V. angeboten.

Schloss Annaburg und Schloss Lichtenburg

Foto: Stadt Annaburg

An der östlichen Grenze Sachsen-Anhalts in der Welterbe-Region Anhalt-Dessau-Wittenberg gibt es in Annaburg gleich zwei eindrucksvolle Renaissanceschlösser zu sehen.

Die Annaburg in der gleichnamigen Stadt wurde 1575 durch Kurfürst August I. von Sachsen und seiner Frau Anna errichtet. Das frühere Jagdschloss gilt als eines der Hauptwerke der Schlossbaukunst der Sächsischen Renaissance. Der massive Bau aus Vorder- und Hinterschloss mit seiner ockerfarbenen Fassade ist prägend für das Stadtbild. Das Vorderschloss wurde aufwendig zu modernem Wohnraum in historischer Hülle saniert. Das Hinterschloss wird derzeit in eine multifunktionale Nutzung aus Bildung, Kultur, Veranstaltung und Verwaltung überführt. Zum Schlossensemble gehört das Amtshaus, das ebenfalls im Renaissance-Stil errichtet wurde und in einem Museum die Stadtgeschichte präsentiert.

Foto: Stadt Annaburg

Nur 12 Kilometer entfernt im Ortsteil Prettin befindet sich das Schloss Lichtenburg. Wo früher ein Kloster stand, diente das im 16. Jhd. erbaute Renaissanceschloss als Witwensitz der Kurfürstinnen von Sachsen. Seit 1812 wurde die Lichtenburg als Gefängnis und Strafanstalt genutzt und war im Nationalsozialismus ein Konzentrationslager. Heute befindet sich hier u.a. die Gedenkstätte KZ Lichtenburg Prettin.

Museum Schloss Bernburg

Foto: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Henrik Bollmann

Als das schönste Renaissanceschloss an der Saale gilt das Schloss in Bernburg. Auf einem Sandsteinrücken thront der Bau aus dem 16. Jahrhundert und ist mit dem Eulenspiegelturm Wahrzeichen der Stadt. 961 wurde erstmals eine Burg an diesem Ort urkundlich erwähnt. Das heutige Schloss wurde von Fürst Wolfgang von Anhalt-Köthen und dem Architekten Andreas Günther erdacht.

Es ist Sitz des Museums Schloss Bernburg. 1893 gegründet, zeigt es Stücke aus 243 Millionen Jahren Geschichte. Der romanische, begehbare Eulenspiegelturm ist das größte Denkmal für Till Eulenspiegel und erinnert an seine Zeit als Turmbläser in den Diensten der Grafen von Anhalt.

Johannbau in Dessau

Foto: Stadtmarketinggesellschaft Dessau-Roßlau mbH, Coggy

Als Westflügel des einstigen Residenzschlosses in Dessau konzipiert, war der Johannbau zu seiner Zeit (1528-1533) eins der ersten und bedeutenden Schlösser der Frührenaissance. Das Schloss selbst fiel größtenteils einem verheerenden Luftangriff 1945 zum Opfer. Der stark beschädigte Johannbau wurde Anfang der 1990er Jahre wieder in seiner ursprünglichen Gestalt errichtet. Die Rundbogengiebel, die Turmhaube und der architektur-geschichtlich bedeutende Treppenturm sind die markanten Zeichen des Baus. Die äußere Gestalt des Turms konnte allerdings bisher nicht rekonstruiert werden. Seit 2005 befindet sich das Museum für Stadtgeschichte im Johannbau. Die Dauerausstellung zeigt die 800-jährige reiche Kulturgeschichte Dessaus und der Region.

Schloss Plötzkau

Foto: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Henrik Bollmann

Etwas südlich von Bernburg erhebt sich das imposante Schloss Plötzkau aus der Ebene an der Saale. 1566 begann Fürst Bernhard von Anhalt die ehemalige mittelalterliche Burg in ein Renaissance-Wohnschloss umzubauen. 21 Giebel und ein 37 Meter hoher Turm sind die Besonderheiten dieses Baudenkmals aus. Ein Förderverein betreibt in dem Schloss seit mehr als 20 Jahren ein Museum mit einer abwechslungsreichen Ausstellung. Vom Turm erstreckt sich ein weiter Blick über den Naturpark „Unteres Saaletal“.

Schloss Quedlinburg

Foto: Welterbestadt Quedlinburg/Städtischen Museen, Jürgen Meusel

Das imposante, dreiflügelige Schloss, auf einem exponierten Sandsteinfelsen errichtet, gehört zu den bedeutendsten Renaissance-Bauten in Deutschland. Als Wahrzeichen der Welterbestadt Quedlinburg ist es zusammen mit der Stiftskirche schon von Weitem sichtbar. Der heutige Schlosskomplex entstand im 15. und 16. Jahrhundert und bildete das Zentrum des Freiweltlichen Damenstiftes Quedlinburg. Nach einer aufwendigen, mehrjährigen Sanierung soll das Schloss Anfang 2026 mit seinem Museum wieder eröffnen. Mehr zum Ensemble unter www.stiftsberg-quedlinburg.de

Sehenswert ist auch das Rathaus, das 1310 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Bei Umbauten zwischen 1616 und 1619 erhielt der frühgotische Bau neue Fenster und ein eindrucksvolles Renaissanceportal.

Schloss Merseburg

Foto: Falko Matte

Eine mächtige Schlossanlage prägt das Stadtbild von Merseburg an der Saale. Dank der Um- und Erweiterungsbauten von 1605 bis 1608, die Herzog Georg I. von Sachsen veranlasste, ist das Schloss bis heute eines der beeindruckendsten Gebäude der Spätrenaissance in Deutschland. Typische Merkmale für diese Epoche sind die Erker, die Portale und die Wendeltreppe des Kammerturms. In seinen Räumen befindet sich das Kulturhistorisches Museum, die Kreisverwaltung des Saalekreises und die Kreismusikschule.

Alljährlich im Juni findet hier ein Schlossfest statt. Der barocke Schlossgarten gehört zum Netzwerk „Gartenträumen – Historische Gärten und Parks in Sachsen-Anhalt“.

Rathaus Naumburg

Foto: Wikipedia, Tilman2007

Am Marktplatz der Domstadt Naumburg ist das schöne Renaissance-Rathaus zu finden. Ursprünglich Ende des 15. Jahrhunderts erbaut, fiel der Vorgängerbau einem Brand zum Opfer. Die verschonten Teile wurden in den 1517-1528 entstandenen Renaissancebau integriert. Die so genannten „Welschen Giebel“ sind typische Elemente der Frührenaissance. Das Hauptportal wird vom kursächsischen Wappen geziert. In der Rathausgalerie finden mehrmals im Jahr Ausstellungen statt, die zu den Öffnungszeiten der Stadtverwaltung und auf Anfrage besucht werden können.

Autorin: Miriam Saatze

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